«Dem Menschen sind in seiner Vorstellung keine Grenzen
gesetzt ausser denen, die er sich selbst setzt!»
Richard F. Estermann
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Penaltyschiessen: Reine «Nervensache!»
Bestimmte Themen sind bei den Lesern meiner Kolumnen ein Dauerthema. Dazu gehört das Penaltyschiessen im Fussball. Warum ist das so? Penaltyschiessen ist für die Spielerin oder den Spieler eine Extremsituation. Sie stehen unter enormem Druck, sollen aber trotzdem ihre «normale» Leistung erbringen...
Das ist in der Praxis für viele Sportler nicht einfach. Die eigene Erwartungshaltung, diejenige der Fans, des Trainers, das gespannte Publikum im Stadion, die TV- Zuschauer, die Angehörigen und das persönliche Umfeld, können beim Sportler einen gewaltigen, psychischen Druck erzeugen. Denn er vertritt sozusagen deren Erwartungen! Dazu kommt die persönliche Bewertung, welche der Sportler einem Ereignis zumisst. Die Folgen sind oft eine allgemeine Nervosität, Versagensängste, Befürchtungen, Zweifel, Unsicherheiten und körperliche Verkrampfungen. Die Lockerheit und die Kontrolle über die Muskelspannung, also die Balance Spannung-Entspannung, geht dabei verloren.
Durch diese aussergewöhnliche Situation wird die Motorik empfindlich gestört und es schleichen sich beim Sportler ungewohnte Fehler ein in Genauigkeit und Präzision. Die Koordination der Muskeln wird gestört. Fehlpässe häufen sich. So kann es auch passieren, dass ein erfahrener Fussball- Stürmer zu seinem eigenen Entsetzen den Ball am Tor vorbeischiesst oder der Tennisspieler beim Aufschlag seinen berühmten Doppelfehler produziert... Doch darüber sprechen Athleten nicht gerne nach dem Motto: Wir alle sind nervenstark,- niemand will ein Versager sein!
Beim Penalty- Schiessen ist die Situation extrem. Vielfach geht es letztlich beim Spieler um ein unerwartetes Leistungsversagen, obwohl der Wille zum Sieg vorhanden ist! Wir müssen uns dabei im Klaren sein: Penaltyschiessen ist eine mentale Angelegenheit, die im Kopf entschieden wird! Wie wäre es sonst möglich, dass Weltklassestürmer bei solchen «Elfmeter- Entscheidungen» oft kläglich versagen?
Viele Sportler sind über ihr eigenes Versagen erstaunt, andere schwer enttäuscht. Einige haben keine Ahnung, warum sie ihre gewohnte Leistung nicht erbringen konnten. Die mentale Vorbereitung auf ein Penaltyschiessen ist deshalb ganz entscheidend. Leider rechnen die meisten Fussballer und auch ihre Trainer nicht damit, dass es zu einer Elfmeter- Entscheidung kommen kann und bereiten sich deshalb viel zu wenig auf eine solche Situation vor. Es geht darum, mit mentalen Techniken, die jeder erfahrene Trainer kennt, eine kommende Situation visuell zu trainieren und «Drucksituationen» zu simulieren, die der Realität möglichst nahe kommen. Wichtig sind dabei eine 100%ige Fokussierung auf die Gegenwart – bei gleichzeitiger Ruhe und Gelassenheit. Und die Eliminierung bzw. die «Einstellung» gegenüber bestimmten Faktoren von aussen, die beim Athleten Druck erzeugen. Mit den erwähnten Massnahmen gelingt es in der Regel, auch eine «Elfmeter- Situation» unter Kontrolle zu halten.