«Dem Menschen sind in seiner Vorstellung keine Grenzen
gesetzt ausser denen, die er sich selbst setzt!»
Richard F. Estermann
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Wie funktioniert der Pawlow-Reflex?
Wenn wir unsere Katze «Minusch» für etwas belohnen, erhält sie ein leckeres «Gutzi». Diese befinden sich in einem Schrank, dessen Schnappschlosstüre beim Öffnen ein ganz spezielles Geräusch verursacht.
Jedesmal wenn ich diese Türe öffne, ist die Katze in wenigen Augenblicken da, egal wo sie sich momentan im Haus befindet. Sie setzt sich neben mir, schaut mich sehnsuchtsvoll an, in Erwartung ihres verdienten «Gutzi». Aber woher weiss die Katze, dass sie bei diesem bestimmten Geräusch der Schranktüre, von mir eine Belohnung erhält?
Der Mensch ist mit einer ganzen Reihe von angeborenen Reflexen ausgestattet, wie dem Schluckreflex oder dem Pupillenreflex. Dank letzterem passt sich unser Auge automatisch der gegebenen Lichtintensität an und reguliert die Menge, welche auf unsere Netzhaut fallen soll, ähnlich der Blende beim Fotoapparat oder der Filmkamera.
Anfang des 20.Jh. wurde der russische Arzt und Wissenschaftler Iwan Pawlow weltberühmt mit seinen Hunde- Experimenten. Der Professor für Physiologie und Pharmakologie an der Universität von St. Petersburg machte - ganz einfach gesagt - folgendes: Pawlow liess unmittelbar vor jeder Fütterung, als akustischen Reiz, eine Glocke ertönen. Die Hunde begannen auf den Klingelton zu reagieren und nach wenigen Wiederholungen des Experimentes setzte bei den Hunden schon Speichelfluss ein und Magensekretion bildete sich. Ja, der gesamte Verdauungsapparat wurde auf die kommende Nahrung vorbereitet – allein durch das akustische Signal! Es bildete sich bei den Hunden durch die wiederholte Verknüpfung: Glocke läuten – Fressen erhalten, ein neu erworbener, bedingter Reflex!
Dieser Pawlowsche Reflex ist eine grundlegende Erkenntnis und er gilt für viele Bereiche in der Medizin, aber auch in der Psychologie. Er ist zudem ein wichtiges Element zur Konditionierung in der Hypnose und auch im gesamten Sportbereich. Iwan Pawlow veröffentlichte über vierzig Bücher und wurde 1904 für seine umfangreichen Forschungen mit dem Nobelpreis für Medizin ausgezeichnet.
Die Erkenntnis, dass man Reflexe an Reize koppeln kann, die zunächst nichts miteinander zu tun haben, wie hier die Glocke und das Futter, hat aber auch zur Folge, dass sich ein «negativer» Reflex bilden kann. Z.B. beklagt sich ein Patient beim Arzt, dass er jedesmal einen Schweissausbruch erleide, wenn das Telefon klingelt. Was war geschehen? Er erhielt in kurzer Zeit mehrere unangenehme Nachrichten per Telefon, u.a. wurde ihm so der Tod eines Angehörigen und das Ende einer grossen Liebe mitgeteilt. Dadurch hat sich bei ihm ein bedingter Reflex entwickelt, dass ein Telefonanruf Unglück bedeuten muss...
In abgewandelter Form können auch im Sport eine Art bedingte Reflexe entstehen, indem der Athlet z.B. gegen bestimmte Gegner oder bei bestimmten Wettkämpfen oder Bedingungen mehrmals gewinnt- oder auch verliert. Diese «Verknüpfungen» entstehen allerdings im Kopf!